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5. Januar 2021 | Mainz
Hauptseminar Mittelalter: "Im Herzen der Macht"
Maximilans I. vertraulicher Briefwechsel mit Sigmund Prüschenk Freiherrn zu Stettenberg
Inhaltsverzeichnis
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Quelle
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Kontext
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Friedrich III., Habsburg und das Reich zum Ende des Mittelalters
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Maximilian I. und die burgundische Erbschaft
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Sigmund Prüschenk
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Fallstudie: Die Beziehung von Maximilian und Sigmund
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Fazit
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Literatur- und Quellenverzeichnis
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Endnoten
Quelle
Maximilans I. vertraulicher Briefwechsel mit Sigmund Prüschenk Freiherrn zu Stettenberg
Quelle
Maximilans I. vertraulicher Briefwechsel mit Sigmund Prüschenk Freiherrn zu Stettenberg
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Zusammengetragen von Victor von Kraus 1875 hauptsächlich aus drei Kollektionen:
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Kopialbuch als Teil der archivalischen Sammlung Reichard von Streins (Streun), u.A. Hofkanzler Rudolfs II., aus dem 16. Jhdt.
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Kopialbuch aus dem Göttweiger Klosterarchiv, das wohl eine Abschrift des Strein'schen Copialbuchs darstellt
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Sammlung von Christian Adam Fernberger von Egenberg aus dem 17. Jahrhundert aus der Handschriftenabteilung der Hofbibliothek, aktuell der österreichischen Nationalbibliothek, mit fast derselben Zusammenstellung
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Ergänzende Stücke aus dem Wiener Staats- und Ständearchiv und dem Innsbrucker Statthalterarchiv, zumeist Briefe dritter Personen, die inhaltlich mit der Sammlung zu tun haben
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Kraus hat die vorliegende Edition inhaltlich auf Sigmund Prüschenk und seine Beziehung zu Maximilian ausgelegt
Kontext
Friedrich III., Habsburg und das Reich zum Ende des Mittelalters
Kontext
Friedrich III., Habsburg und das Reich zum Ende des Mittelalters
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* 21. September 1415
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1439 Herzog von Österreich
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1440 römisch-deutscher König
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1452 römisch-deutscher Kaiser
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† 19. August 1493
Kontext
Friedrich III., Habsburg und das Reich zum Ende des Mittelalters
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Während Friedrich lange als "Erzschlafmütze" gesehen wurde, sieht die Forschung heute seine lange Regierungszeit als Grundstein für das frühneuzeitliche Reich und den Aufstieg Habsburgs zur europäischen Großmacht
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Mit Friedrich begann die ungebrochene Linie habsburgischer Herrscher im Heiligen Römischen Reich bis zu dessen Auflösung
Kontext
Friedrich III., Habsburg und das Reich zum Ende des Mittelalters
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Neben Ausbau und Sicherung der habsburgischen Kernlande fädelte er für Maximilian das Erbe von Burgund ein und sicherte ihm außerdem einen Anspruch auf Ungarn, der sich 1526 durchsetzen ließ
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Auch innenpolitisch konnte Friedrich im Reich und nicht zuletzt in der eigenen Verwaltung Reformen durchsetzen, die unterm Strich eine stark steigende Verdichtung und Verschriftlichung der Herrschaft bedeuteten
Kontext
Maximilian I. und die burgundische Erbschaft
Kontext
Maximilian I. und die burgundische Erbschaft
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* 22. März 1459
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1477 Herzog von Burgund durch Heirat
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1486 römisch-deutscher König
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1493 Herr der habsburgischen Erblande
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1508 römisch-deutscher Kaiser
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† 12. Januar 1519
Kontext
Maximilian I. und die burgundische Erbschaft
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Instabile Position als angeheirateter Herzog von Burgund. Verlor nach dem Tod Maria von Burgunds 1482 den Titel an seinen Sohn und konnte nur noch als dessen Vormund regieren
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Neben dem teils bewaffneten Widerstand seiner Untertanen musste Maximilian außerdem bis 1482 einen Erbfolgekrieg gegen König Ludwig XI. von Frankreich führen, der mit dem Verlust burgundischer Kernlande endete (und nicht das Ende der Konflikte mit Frankreich bedeutete)
Kontext
Burgund nach dem Vertrag von Arras 1482
Kontext
Maximilian I. und die burgundische Erbschaft
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1488 Gefangennahme in und durch Brügge. Nur durch eine militärische Intervention aus dem Reich konnte Maximilian befreit und die Lage in Burgund stabilisiert werden
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1490 Feldzug gegen die Ungarn, in dem Wien, Wiener Neustadt und Bruck für die Habsburger zurückerobert wurden
Von 1477 bis 1485 in Burgund und 1490 in Ungarn war Maximilian fast ausschließlich damit beschäftigt, die keimende Großmachtpolitik seines Vaters, Friedrich III., vor Ort diplomatisch und militärisch umzusetzen
Kontext
Sigmund Prüschenk
Kontext
Sigmund Prüschenk
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* um 1445; † um 1500 / 1502
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1473 zum ersten Mal am Hof des Kaisers erwähnt, nach Aussage Friedrichs III. am Hof groß gezogen worden
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Ab 1474 zumsammen mit seinem Bruder wichtiger Kreditgeber von Kaiser Friedrich
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1480 zusammen mit seinem Bruder Heinrich Prüschenk Freiherren von Stettenberg
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1486 zusammen mit seinem Bruder Erbschenkenamt im Fürstentum Österreich
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1491 Heiratsvertrag mit den Grafen von Schaumburg, bezüglich der Vermählung von Heinrichs Sohn Hans mit Elisabeth von Schaumburg, u.A. enthaltlich einer Pön von 10.000 ungarischen Gulden
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Nicht zuletzt in der Sammlung von Kraus finden sich eine Reihe von Beschwerden speziell auch gegen Sigmund angesichts dieses Aufstiegs
Fallstudie
Die Beziehung von Maximilian und Sigmund Prüschenk
Fallstudie
Die Beziehung von Maximilian und Sigmund Prüschenk
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Sigmund zwischen Maximilian und Friedrich
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Sigmund als Maximilians Vertrauter im Privaten
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Der Machtwechsel 1493
Fallstudie
Sigmund zwischen Maximilian und Friedrich
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In einem Brief vom 29. April 1493 an Maximilian kurz vor seinem Tod lobt und empfiehlt Friedrich Sigmund Prüschenk für weitere Dienste:
"[...] unser lieber getrewer Sigmundt Prueschinckh freyherrn zu Stettenberg, [...] khain andern herrn nie gehabt, uns zu großer eren und in unseren treffentlichen geschäften mit sein höchsten vleiß fur all und nüzlich gedienet." 1
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In seiner Krankheit vertraue er ihm sogar die habsburgischen Kleinode zur Verwahrung an:
"[...] nach wir unser meist trawen und glauben für all ander in unseren erblanden besonders mit behaltung unser besten khlainat zu im gesetzt." 2
Fallstudie
Sigmund zwischen Maximilian und Friedrich
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Im selben Brief betont Friedrich außerdem, dass Sigmund am Hof stets Maximilians Interessen vertreten habe:
"[...] nachdem er ew in allen ewren sachen, wo die an im gelangt sein, besunder das wir ew zu der wall und khrönung eur khüniglichen würde auch zu dem landt an der Esch khumen haben laßen und zu ewr erledigung, bey uns für all ander gar trewlich dienet und angehalten hat [...]" 3
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Maximilian hat sich nachweisbar bereits seit seiner Ankunft in Burgund Sigmund und speziell seine Nähe zum Kaiser zunutze gemacht
Fallstudie
Sigmund zwischen Maximilian und Friedrich
Zeitlicher Ablauf des Briefwechsels in Kraus Sammlung
Hier ist vor allem für die Jahre bis 1485 zu beachten, dass bei einer Distanz von ca. 1000km zwischen dem nördlichen Burgund
und der Kernregion Österreichs bei einer angenommen Tagesgeschwindigkeit von ca. 40km ein 'Briefwechsel' etwa alle 50 Tage möglich ist
Fallstudie
Sigmund zwischen Maximilian und Friedrich
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62% aller Briefe in Kraus Sammlung von Maximilian an Sigmund haben Kaiser Friedrich zum Gegenstand
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35% aller Briefe in Kraus Sammlung von Maximilian an Sigmund drehen sich darum, ein Anliegen Maximilians bei Friedrich III. vorzubringen oder zu unterstützen
Fallstudie
Sigmund zwischen Maximilian und Friedrich
Beispiel: Brüssel, 28. Oktober 1478
Maximilian gesteht, dass er beinahe schon daran zweifele, dass Friedrich ihm noch helfen werde. Bittet Sigmund dafür zu sorgen, dass sein Abgesandter, der Fiskal Hans, im Geheimen gehört werde:
"[...] doch so hab ich fast an seiner gnaden hülff gezweifflet. dann ich schier von dem Frantzösischen kurtz überzohen wird ohne zweiffel den nächsten sommer, so fern unser herr und vatter keine gegensteuer gegen ihme macht [...]
auf dise pottschafft setze ich mein böste hoffnung, dann mir die zeit zu lang wird, daß ich mich nit selbst in der hoffnung verbrennet und darumben so bitt ich euch nach als vor auf das höchst, ihr wollet fleiß haben, daß der vorgenannt meister Hans vor unsern herrn dem kayser fürderlich und in geheim gehört werde und thut fleiss.... daß er von seiner gnaden ofit und dick in geheim gehört werde [...]" 4
Fallstudie
Sigmund zwischen Maximilian und Friedrich
Beispiel: Roermond, 8. Juli 1481
Sigmund soll einem genannten Nikolaus Oesterreicher ein vakantes Amt am Hofe Kaiser Friedrichs beschaffen:
"[...] begehren wir an dich mit sondern und gantzen vleiß, daz du den benanten Oesterreicher bey seinen khay. gnaden fürderest, sein gnaden von unsern wegen bittest, damit in sein gnad zue Romreich auffnehm und wollest dir in darin umb unsern willen bey sein khay. gnaden also bevohlen haben, damit er dißer unser fürderung bey dir empfinde zugenießen. daran thustu unser gut gefallen undt unser mainung, daz wir genediglich gegen dir wollen erkhennen." 5
Fallstudie
Sigmund zwischen Maximilian und Friedrich
Beispiel: Antwerpen, 1. November 1484
Maximilian übermittelt eine Bitte an seinen Vater, seinen Getreuen Hans von Wolckenstein und Balthasar Eggenberger die Aufschläge in Kärnten und Krain zu verleihen:
"[...] wir schreiben hiemit aber unserm allergnedigsten lieben herren undt vatter den Rom. khayser, sein gnaden aufsleg in Khärnden undt zue Crain unserm lieben getrewen Hanßen von Wolckenstain undt Walthaßen Eckhenperger zu verlaßen undt sie damit zuversehen." 6
Und im selben Brief, an Sigmund gerichtet, diese Bitte beim Kaiser zu unterstützen:
"[...] begern wir an dich mit allen ernst: du wollest bey unserm allergnädigsten lieben herrn undt vatter ungeruet helffen undt anhalten, wie darinn angesehen und den berurten Wolckensteiner undt Eckhenberger sollich aufsleg bevohlen und gelaßen werden, damit sein bruder undt er diß unser fürdrung zuegenießen befinden." 7
Fallstudie
Sigmund als Maximilians Vertrauter im Privaten
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15% aller Briefe in Kraus Sammlung von Maximilian an Sigmund sind von privaterer Natur
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In diesen Briefen berichtet Maximilian vor allem über seine junge Familie, bittet Sigmund aber auch, als Mittler zwischen ihm und seiner 'Jugendliebe' Rosina zu dienen, oder führt 'Männergespräche' mit Sigmund
Fallstudie
Sigmund als Maximilians Vertrauter im Privaten
Beispiel: s. l. [ohne Ort], 24. Juni 1478
Maximilian berichtet von der Geburt seines Sohnes, und 'warnt' Sigmund, dass er ein Ritterspiel ersonnen habe, in dem er ihn (Sigmund) wüst "zurichten" werde:
"[...] ich bin gar fro, daz ich ein gesellen hab ahn meinen sohn und wars nur fried worn, daz ich rennen und stechen möcht, ich hab viel seltzamer ritterspihl erdacht, nach deme und ich die Wallisch hoffweis auch gesehen hab und wart nur damit auff euch. ich will euchs seltzam furlegen. darnach wüst euch zurichten" 8
Fallstudie
Sigmund als Maximilians Vertrauter im Privaten
Beispiel: Brügge, Ende 1477
Maximilian schildert (u. A.) den Abschied von Rosina, und dass er die Kommunikation mit ihr über Sigmund unter dem Pseudonym "Caspar Perekhaimer" aufrecht erhalten wolle:
"[...] ich und mein hertzliebe Roßin sein in aller lieb von einander gescheiden. sie hatt umb mich und wann sie die alten tag gedacht hat ob x mahl geweint [...] wann ihr ihr schreiben wolt von mir, gebt mir ein andern namen undt nennet mich den herren Caspar Perekhaimer. doch thut ihr es vor auch zu wißen, daz sie es weis, und euch in der maß wieder antwort" 9
Fallstudie
Sigmund als Maximilians Vertrauter im Privaten
Beispiel: Maastricht, 8. September 1485
Angesichts des baldigen Kommens Sigmund an den niederländischen Hof berichtet Maximilian von den "schönen frawen", die schon viel von ihm gehört hätten, und dass er sie nicht Lügen strafen solle:
"[...] die schönen frawen hier haben hörn sagen von einem hübschen gesellen, der heist herr Sigmund Prueschinckh. der sey bey der k. may. die haben groß verlangen den zue sehen und bey ihm im glauben schlaffen doch in schönen ehrn. sehet wol zue, wann ihr herab khommet, daß ihr den glauben halt oder ihr würd zerstund ausgejagt" 11
Fallstudie
Der Machtwechsel 1493
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Der Tod von Kaiser Friedrich 1493 und die anstehende Machtübernahme Maximilians bilden einen Wendepunkt in der Beziehung von Maximilian und Sigmund
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Während Maximilian Sigmund vorher oft als Vertrauten beim Kaiser eingesetzt hat, schickt er jetzt eigene Vertrauten, um mit Sigmund zu verhandeln
Fallstudie
Der Machtwechsel 1493
Beispiel: Innsbruck, 26. August 1493
Maximilian schickt eine Kommission seiner eigenen Vertrauten, um den Schatz Friedrichs, den dieser in Sigmunds Verwahrung gelassen hat, zu übernehmen:
"[...] wir haben den hochgebornen Rudolfen fürsten zu Anhalt und grafen zu Ascanien unserm oheim fursten und den edin und ersamen unserm andechtigen und lieben getreuen Friderich grafen zu Zollern unsern cammerrat und hauptmann unser herrschaft Hohenberg, Bernharden von Polhaim brobst zu Domarsch und Niclasen von Firmian unserm hauptmann an der Etsch und burggrafen zu Tirol unsern räten befolhen, mit dir von unsertwegen zu reden, den schaz, so unser lieber herr und herr vatter der Rom. kayser löblöchen gedechtauß dir zu treuer handtin behaltnuß bevohlen hat, berürend, als du von ihnen vernehmen wirst; und begeren an dich mit ernst befelhend, du wollest denselben unsern räten dießmals gleich uns selbst glauben, und dich darin unserm vertrauen nach gehorsamblich und gutwillig erzaigen." 10
Fazit
Fazit
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Während Sigmund durch seine Beziehung zu Maximilian und Friedrich weit über seinen eigentlichen Stand hinaus Vorteile in sozialen und ökonomischen Kapital zieht, ist diese Beziehung keinswegs einseitig
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Maximilian ist sich der Position die Sigmund am Hof hat klar bewusst und nutzt ihn als hochrangigen Fürsprecher vor Ort, um in seiner Abwesenheit seine eigenen Interessen zu vertreten
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Das muss nicht heißen das keine positive private Beziehung zwischen den beiden Männern besteht, die Abhängigkeit Sigmunds von Maximilian erlaubt es diesem gerade, sich zu öffnen
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Das dieses Abhängigkeitsverhältnis besteht zeigt sich daran, dass sobald Maximilians eigene Macht wächst und/oder er dem Hof wieder näher kommt, der Schriftverkehr nachlässt, und schließlich nach der Abfertigung des Machtwechsels, aufhört (zumindest anhand der vorliegenden Sammlung nachweisbar)
Endnoten
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1: Kraus, Victor von, vertraulicher Briefwechsel, S. 85
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2: Kraus, Victor von, vertraulicher Briefwechsel, S. 85
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3: Kraus, Victor von, vertraulicher Briefwechsel, S. 85
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4: Kraus, Victor von, vertraulicher Briefwechsel, S. 37
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5: Kraus, Victor von, vertraulicher Briefwechsel, S. 40
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6: Kraus, Victor von, vertraulicher Briefwechsel, S. 45
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7: Kraus, Victor von, vertraulicher Briefwechsel, S. 45
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8: Kraus, Victor von, vertraulicher Briefwechsel, S. 35
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9: Kraus, Victor von, vertraulicher Briefwechsel, S. 28
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10: Kraus, Victor von, vertraulicher Briefwechsel, S. 92
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11: Kraus, Victor von, vertraulicher Briefwechsel, S. 48
Literatur- und Quellenverzeichnis
Quellen
Literatur